Das lachende und das weinende Auge

Der Herr Karl ist abgespielt – Ende Mai verabschiedeten unsere Conférencières zum letzten Mal ein begeistertes Publikum aus einem voll besetzten Heurigen, in dessen Ambiente der Herr Karl seine Lebensgeschichten und -weisheiten zum Besten gegeben hatte. Wir blicken zurück mit einem lachenden und einem weinenden Auge, genau so, wie es im Theater sein soll.

Das lachende zuerst: es ist immer wieder eine Erleichterung, wenn der letzte Vorhang fällt und man resümieren kann: alles hat funktioniert, keine Aufführung musste krankheits- oder verletzungsbedingt abgesagt werden, keine Pandemie hat der Produktion einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Publikum war angetan, der Run auf die letzten Vorstellungen hat gezeigt, dass die Mundpropaganda zugeschlagen hat und der Weg der Richtige war. Das weinende Auge macht schmerzlich klar, dass nun ein weiteres Kapitel in unserer Bühnengeschichte abgeschlossen und das geniale Stück Der Herr Karl nach knapp einem Monat auch schon wieder Geschichte ist.

Aber der Herr Karl wird wohl noch länger nachwirken. Zu scharf trifft er den Nerv der Zeit – seiner wie unserer. Die vielen Reaktionen aus dem Publikum, die die unerwartete Aktualität des Stücks immer wieder bestätigt haben, scheinen uns recht zu geben.

Lieber Herr Karl, wir verabschieden uns von Ihnen mit einem weinenden – aber letztlich vor allem mit einem lachenden Auge! Gemma!

Der Herr Karl ist in Wörgl angekommen

„Schaun‘s, is doch eigentlich schön, Österreich. Und ma kennt‘s gar net“ – „Ja, ja, wirklich. Des mecht ma gar net glaubn, wann ma so in Wien is …“

Lang hat‘s gedauert. 60 Jahre, um genau zu sein, bis der Herr Karl auch nach Wörgl gekommen ist. Und damit er sich hier wohl und heimisch fühlt, haben ihm die Wörgler einen Heurigen eingerichtet und ihn mit Gumpoldskirchner Wein und Heurigenschmankerln empfangen. Der Herr Karl dankt es den Tirolern, indem er einen Monat hier bleiben wird. Also genug Zeit, ihn einmal im Astnersaal zu treffen.

Am 29. April war Premiere vor vollem Haus. Ein bunt gemischtes, best aufgelegtes Heurigenpublikum wurde vom Chef Stuart Kugler persönlich in Empfang genommen und zu den Plätzen geleitet. Das Service-Team unter Birgit Hermann-Kraft – Priska Mey, Anna und Hildegard Etzelstorfer – versorgte die Gäste mit einer zünftigen Heurigen-Jause, die Fleischliebhaber wie auch Vegetarier gleichermaßen mit selbst gemachtem aufgeschnittenem Schweinbratl, Erdäpfelkas und anderen Köstlichkeiten begeisterte. Die Heurigenweine und Traubensaft aus Gumpoldskirchen, kredenzt im Riedel-Glas, wurden von Barmann Christian Widauer ausgeschenkt, während die Gesellschaft mit feiner Zither-Musik von Markus Mitterer unterhalten wurde.

Die Conférencières Susanne Vikoler und Nachwuchstalent Emma Heiss (9), ausgestattet von Kathrin Puchwald und geschminkt von Nadine Sophie Hafner, begrüßten die Gäste mit einem von Markus Mitterer auf der Gitarre begleiteten Couplet, bevor der Herr Karl erstmals die Wörgler Bühne betrat. „Mir brauchen se gar nix derzähln, weil, i kenn des …“ – Und der Rest ist eh Geschichte!

Das Premierenpublikum dankte mit standing ovations. Wir danken zurück!

Infos und Buchung: www.gsbw.net

Die weiteren Spieltermine:

SA 30.04.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
FR 06.05.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
SA 07.05.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
DO 12.05.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
SA 14.05.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
SO 15.05.2022, 19:00 Uhr – Heurigen 18:00 Uhr
FR 20.05.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
SO 22.05.2022, 19:00 Uhr – Heurigen 18:00 Uhr
MI 25.05.2022, 20:00 Uhr – Heurigen 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: Hotel Alte Post, Astnersaal, Andreas Hofer-Platz 2, Wörgl.

Hereinspaziert zu einem tiefschwarzen Heurigen

Am 29. April öffnet erstmals der Heurigen in Wörgls Astnersaal in der Alten Post. Doch zu der herzhaften Heurigenjausen mit Heurigenwein aus Gumpoldskirchen und feiner Zithermusik gibt es eine Portion Wiener Gemütlichkeit der etwas anderen Art.

Der Herr Karl erzählt gern aus seinem Leben, ob man es hören will oder nicht. Oft war er bei einer Hetz dabei, hat auch selber a Hetz gmacht. Nur bei ihm war immer auch das Herz dabei. Aber er ist bitter enttäuscht worden. Von den Frauen, vom Leben. Dabei hat er sich’s doch nur ein bisserl g’richt. Wie alle anderen auch.

Und dass man sich’s vor, während und nach dem Krieg halt a bisserl g’richt hat, wer soll einem das verübeln. Weil illegal, das war ja damals einjeder, das war so, wie wenn man heute bei der Partei ist oder der Gewerkschaft.

Der Herr Karl bringt es eben auf den Punkt: Das sind Dinge, da woll’n mir nicht dran rühr’n, da erinnert man sich nicht gern, niemand in Österreich. Und so solls auch bleiben: gemütlich, und a bisserl a Hetz halt.

Die Gaststubenbühne freut sich auf Ihren Besuch: Ab 29. April 2022 im Astnersaal Wörgl mit Jürgen Heiss als Herr Karl; Regie: Thomas Kraft und Livemusik mit Markus Mitterer. Weitere Mitwirkende: Susanne Vikoler, Emma Heiss.

Weitere Aufführungstermine: 30.04., 06.05., 07.05., 12.05., 14.05., 15.05., 20.05., 22.05. und 25.05.2022; Beginn des Theaters: jeweils 20 Uhr (Sonntags ab 19 Uhr). Heurigen jeweils eine Stunde zuvor. Buchungen über http://www.gsbw.net

Das Jahr des Wartens

Nein, nix über Corona! Mag jemand das hunderttausendste Wehklagen lesen, wie hart es uns alle, die wir irgendwie mit Kultur zu tun haben, getroffen hat? Ich nehme mal an: nicht wirklich. Also, wir wissen natürlich alle, dass der nimmerendenwollende Lockdown das Kulturleben wie eine Keule getroffen hat, dass viele Kulturschaffende um ihre Existenz bangen müssen und dass die Superspreader-Events keine Theateraufführungen waren. Drum: nix über Corona, ich versuch‘s!

Das vergangene Theaterjahr sollte für mich vor allem im Zeichen Molières stehen: wir probten seit dem Frühjahr den eingebildet Kranken mit enormem Aufwand, traumhaften Kostümen und einer grandiosen Bühne, wobei ich die Haupt- und Titelrolle bekleiden durfte. Im November kam es zu drei Aufführungen vor halb bestuhltem Haus, dann wurde abgesagt, verschoben, gewartet, wieder verschoben, wir warten immer noch.

Im April und Mai sollten die Aufführungen meines Stücks „Emma“ in Hamburg stattfinden. Abgesagt, verschoben, warten … neue Termine im Herbst, dasselbe Spiel. Inzwischen dürfte die Sache vom Tisch sein.

Der Schaffensdrang sucht andere Ventile: Im Dezember las ich von einem Kurzhörspielwettbewerb auf Ö1, Themenvorgabe: Was wirklich geschah. Das reizte mich doch sehr und unter Mitwirkung von Gerhard Salchner und Andrea Praxmarer wurde wurde ein kleines (aber feines?) Kriminalstück umgesetzt und eingereicht. Und – wen überrascht‘s – im Wettbewerb stehen doppelt so viele Beiträge wie in den Vorjahren.

Und jetzt heißt es wieder warten: auf die Jury-Ergebnisse, aufs Lockdown-Ende, auf Theateraufführungen, auf Theaterbesuche, aufs Fühjahr, auf den Sommer, aufs Leben.

Nix über Corona, versucht hab ich‘s!

Hypochonder aus Leidenschaft

Die Corona-Welle scheint im Abflauen, doch die nächste Krankheit kommt bestimmt. Als hätte er ein besonderes Näschen dafür gehabt, hat Regisseur Gerhard Salchner schon vor dem Lockdown das wohl berühmteste Stück über Krank-Sein oder -Schein der Theatergeschichte für die kommende Herbstproduktion der Gaststubenbühne Wörgl gewählt: Le Malade imaginaire – Der eingebildet Kranke von Komödienpapst Molière.

Für die Schauspieler gab es erst eine Leseprobe, doch das Team arbeitet bereits auf Hochdruck: Kostümbildnerin Kathrin Puchwald hat unterstützt von Nadine Hafner (Maske und Regieassistenz) bereits erste umwerfend charmante Modelle präsentiert. Das von Regisseur Gerhard Salchner entworfene extravagante Bühnenbild wird von Hans Krail und Georg Feichtner umgesetzt und den Astnersaal einmal mehr in eine Theaterbühne der Extraklasse verwandeln.

Und dann werden natürlich vor allem wir Schauspieler gefordert sein – zwölf an der Zahl. Ein intensiver Sommer steht bevor!

DER EINGEBILDET KRANKE von Molière, eine Produktion der Gaststubenbühne Wörgl ab 17. Oktober 2020 im Astnersaal, Hotel Alte Post, Wörgl.