Es ist erfreulich, wenn ein Verein, der seit dreißig Jahren intensive Kulturarbeit in der Region leistet, erfahren darf, dass er in der Öffentlichkeit entsprechend wahrgenommen wird.
Das Style- und Zeitgeistmagazin die Wörglerin widmdet der Gaststubenbühne Wörgl in der aktuellen Ausgabe einen umfangreichen Artikel. Darin wird nicht nur die kulturelle Bedeutung der Theaterbetriebs hervorgehoben, sondern auch auf die sozialen Aspekte, etwa im Bereich Jugendarbeit, eingegangen.
Und was die Fotos betrifft – Figuren unserer letzten Produktionen an typischen Wörgler Plätzen – das hat einfach nur Spaß gemacht, ich hoffe, man sieht’s!
Kufstein – Die Fortführung lag auf der Hand: Nach der Komödie „Kunst“ von Yasmina Reza folgte nun in der Arche Noe in Kufstein „Der Gott des Gemetzels“ – eines der ganz großen Erfolgsstücke der französischen Autorin. Das Publikum sah dabei mit dem Duo Martin Heis und Thomas Kraft zwei Darsteller aus „Kunst“ wieder, flankiert wurden die Herren von Birgit Hermann-Kraft und Brigitte Einkemmer. Ein Darsteller-Quartett, das im Bezirk seinesgleichen sucht. Regisseur Stefan Bric hatte für die nicht leichte und durchaus riskante Aufgabe einen guten Griff getan, wie die Premiere am Samstagabend zeigte.
Eine weiße Wand, ein paar Bücher, ein Tablett mit Tassen, ja und nicht zu vergessen die Flasche Rum, die eine wesentliche Rolle spielt, und natürlich eine Schüssel. Das war’s – mehr gesteht Bric den vier Darstellern nicht zu. Nicht gerade üppig, um Atmosphäre zu erzeugen. So bleibt also nur das Wort und das Können der Darsteller. Umso fulminanter also das bei der Premiere Gezeigte: Einer Zwiebel gleich schälen die vier nach der Anleitung des Regisseurs den wahren Kern heraus: Was als vernünftiger Dialog zur Konfliktbeilegung nach einem Streit zwischen den beiden elfjährigen Söhnen der Ehepaare beginnt, endet im Gemetzel, dessen Gott eine wahre Freude daran hat. Stück für Stück zerbricht da die Fassade des Kleinbürgertums, der scheinbaren guten Ehe, und als der Rum seine Wirkung tut, müssen auch die Tulpen daran glauben. Eine tiefschwarze Komödie, die sich Minute für Minute schwungvoller werdend vor dem Zuschauer ausbreitet. Glänzend dabei vor allem Brigitte Einkemmer als Ehefrau, der nur noch speiübel vom eigenen Mann ist. Auch Birgit Hermann-Kraft als hysterische, alkoholkranke Supermutti begeistert genauso wie Martin Heis und Thomas Kraft als hin- und hergerissene Ehemänner. Stefan Brics Wagnis hat sich gelohnt – eine tolle Theaterpremiere zeigte dies.
Infos und weitere Spieltermine unter Tel. 0650/664 3654 oder im Internet unter www.archenoe.at.
Fotoshooting für die nächste Ausgabe des Magazins „die Wörglerin“ mit Schauspielern der Gaststubenbühne an markanten Wörgler Plätzen – hier Birgit Hermann-Kraft als Vroni (das letzte Lied) vor dem Heustadl mitten in Wörgl. Im Vordergrund beleuchtet Dominic Kainzner als Glenn Cusack (Gerüchte, Gerüchte).
Und unten nochmal Vroni mit dem Brautvater aus „die Kleinbürgerhochzeit“.
Aber es geht auch bei der Gaststubenbühne Wörgl weiter: Im Jubiläumsjahr 2018 wird „30 Jahre Gaststubenbühne Wörgl“ gefeiert und bei der Jahreshauptversammlung am 1.3.2017 wurde zu diesem Anlass ein würdiges Programm vorgestellt:
Im Frühjahr wird Sigi Zimmerschids „Für Friede und Freiheit“ unter der Regie von Anna Etzelstorfer zu sehen sein. Jenes Stück, mit dem die Gaststubenbühne vor dreißig Jahren ihre Geburtsstunde erlebte.
Im Herbst wird Helmuth A. Häusler mit uns Georges Feydeaus Gesellschaftskomödie „Floh im Ohr“ inszenieren. Eine Großproduktion, von der jetzt schon gesagt werden kann, dass wir neue Wege beschreiten und die Gaststubenbühne in eine innovative vierte Dekade führen werden.
Im Sommer steht die dritte Folge der jährlichen Kabaretts „Lost in Wörgl“ mit Stefan Peschta und Jürgen Chmela-Heiss am Programm.
Im Herbst feiert das Tiroler Kurzfilmfestival unter anderem mit der Weltpremiere von „Der Geldmacher“ (mit Karl Markovics in der Hauptrolle als Wörgler Bürgermeister Michael Unterguggenberger) sein fünfjähriges Bestehen.
Und dazwischen ist eine Ausstellung in der Galerie am Polylog Wörgl, kuratiert von Günther Moschig, über die Gaststubenbühne Wörgl und deren kultureller Einfluss auf das Wörgler Stadtgeschehen, unter anderem mit Plakaten des Künstlers Alexander Mey, geplant.
Mein Lieblingstheater, das Schauspielhaus Zürich, lädt zu Elfriede Jelineks „Donald-Trump-Drama“ der Königsweg. Wer die Persiflage auf Karl-Heinz Grasser als „der ideale Mann“ gesehen hat, weiß, dass man sich auf was freuen darf.
Premierenvorschau
Am Königsweg
Sehr geehrter Herr Dr. Kraft
Am 8. März wird die schweizerische Erstaufführung von Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ in einer Inszenierung von Stefan Pucher bei uns im Pfauen zu erleben sein – mit den Schauspielerinnen Sandra Gerling, Henrike Johanna Jörissen, Isabelle Menke, Elisa Plüss, Miriam Maertens, Julia Kreusch und der famosen Live-Musik von Becky Lee Walters und Réka Csiszér.
In ihrem mit Spannung erwarteten „Donald-Trump-Drama“ richtet Jelinek den Blick dabei auf die gegenwärtigen Entwicklungen jenseits des Atlantiks und lässt zugleich Geister der Vergangenheit hervorschimmern. Wie oft bei Jelinek sind es Stimmen und Motive aus der Mythologie und abendländischen Kulturgeschichte, die sie mit der heutigen Welt verwebt. weiter lesen …
„Der König sieht mir nicht danach aus, als würde er überhaupt irgendetwas tun wollen. Ausser Schulden machen, daran sind aber auch wir schuld.“
Ich freue mich, dass der Deutsche Theaterverlag mein Stück PAULA ins Programm aufgenommen hat. Es ist ab sofort über die Verlags-Homepage http://www.dtver.de bestellbar.
Eine herausragende Inszenierung (Rohrmoser) mit einem hervorragenden Ensemble (Helmuth Häusler, Elmar Drexel, Michael Walde-Berger und Lucas Zolgar) begeisterte am Wochende im Innsbrucker Kellertheater. Hinreißend gespielt sorgen Estragon und Wladimir zwischen Dialekt und verschiedenen Sprachen hin- und herswitchend (did I say switchend?) für einen spannenden Abend des gemeinsamen Wartens. Ein Warten allerdings, das in der Enge dieses dunklen Kellers auch für den Zuseher eine sehr persönliche Note bekommt, zumal das Stück ohne Pause durchgespielt wird.
Warten auf das Ende? Die Erlösung? Warten auf Veränderung? Aber wollen wir die denn überhaupt? Warten um des Wartens Willen, oder kommt er heute doch – erstmals in der Theatergeschichte, Godot wahrhaftig auf der Bühne?
Warten Sie’s ab! Wir verraten nichts. Außer soviel – das Warten lohnt sich.
Soeben ist der Flyer raus! Die Proben sind schon angelaufen und lassen einiges erwarten. Nachdem ich vor zwei Jahren schon bei KUNST mitwirken durfte, freue ich mich auf eine neue Yasmina-Reza-Produktion. DER GOTT DES GEMETZELS ist ein wunderbar intelligentes, kritisches, boshaftes und zugleich witziges Stück über die alltäglichen Schwierigkeit des Umgangs mit Konflikten. Ab 24.3.2018 in der Arche Noe Kufstein.
Ab Februar sollte mein Stück PAULA im Programm des Deutschen Theaterverlags aufscheinen. Ich freue mich sehr und bin auch ein wenig stolz, Teil der Autorengemeinschaft des größten deutschsprachigen Amateurtheaterverlags sein zu dürfen.
Und schließlich steht 2018 auch ein Jubiläum ins Haus: 30 Jahre Gaststubenbühne Wörgl! Es darf einiges erwartet werden.
Eine ungewöhnliche und mitreißende Idee … Salzburg feiert Dionysien, ein griechisches Spektakel aus Tragödie, Tanz, Singspiel und Komödie. Dazwischen Speis und Trank. So kurzweilig können 4 Stunden sein.
Zugegeben, die Dramaturgie der Tragödie „Prometheus“ – das Schauspiel nach Aischylos machte den Auftakt – wäre durchaus verbesserungsfähig. Gar statisch wirken die Dialoge zwischen dem hoch an den Fels geketteten Prometheus und seinen unter ihm stehenden Gegenübern – das hat ein bisschen was von einem Passionsspiel.
Herausragend geht es aber weiter mit dem Tanztheater „Medea – der Fall M.“ nach Euripides. Eine unglaublich unter die Haut gehende Aufführung mit einer überirdisch ausdrucksstarken Medea – getanzt von der Brasilianerin Màrcia Jaqueline. Für mich klar das Beste, was ich im Tanztheater je gesehen habe und das Highlight des Abends.
Nach der heißen Pausenschlacht am kalten Büffet – Oliven, Weintrauben, Schafskäse, Tsatsiki und Koupepia – geht es auf zur Oper Ödipus Rex von Strawinsky, die ganz als Gesamtkunstwerk mit viel Theater und Tanz die hervorragende Musik und überwiegend herausragenden sängerischen Leistungen unterstreicht. Besonders zu erwähnen sind die Chorpassagen und Aude Extrémo als Jocaste.
Den Abschluss bildete die Komödie „Der Frieden“ nach Aristophanes, bei der es von klamaukig bis derb herging. Das war nicht nach jedermanns Geschmack und einige Gäste glaubtem, Ihrem Mißfallen durch einen (wie immer für das Publikum störenden) vorzeitigen Abgang Ausdruck verleihen zu müssen. Man ist halt eben doch in Salzburg. Wer sich nach anfänglicher Irritation auf das kasperlhafte Treiben einlassen konnte – es mag wohl im alten Griechenland nicht weniger derb zugegangen sein -, erlebte ein amüsantes Finale bei dem schließlich das Publikum zum Mittanzen aufgefordert wurde und zu Discoklängen zwischen Schauspielern, Tänzern und Schulklassen „abtanzen“ durfte.
Bilanz: Die Felsenreitschule ist sowieso immer einen Besuch wert – und wenn es einen so kurzweiligen und unterhaltsamen Abend gibt, erst recht. Jederzeit wieder.
Bis zum 4.11.2017 besteht noch Gelegenheit, die aufwühlende Geschichte von einem, der sich den vorgegebenen „Regeln“ nicht anpasst und die erbitterte Reaktion der Gesellschaft auf ein solches verrückt-sein erfahren muss, live bei der Wörgler Gaststubenbühne im Astnersaal zu erleben. Sehenswert!
Gänsehaut-Premiere für „Einer flog über das Kuckucksnest“
Absolute Stille herrschte am 13. Oktober 2017 im Wörgler Astnersaal am Schluss des Stückes „Einer flog über Kuckucksnest“, bevor der Premierenapplaus aufbrandete und das Ensemble der Gaststubenbühne Wörgl für die mitreißende, unter die Haut gehende Vorstellung mit lang anhaltendem Beifall belohnte.
Vor ausverkauften Rängen ließen die DarstellerInnen unter der Regie von Mike Zangerl dem Publikum Gänsehautschauer über den Rücken laufen. Dale Wassermans Drama, basierend auf dem Roman von Ken Kesey, entspricht inhaltlich nicht exakt dem Hollywood-Kassenschlager mit Jack Nicholson, bringt aber mit gleichermaßen starken Bildern ein Psychogramm unserer Gesellschaft auf die Bühne, das seit der Uraufführung des Theaterstückes 1963 nichts von seiner Brisanz verloren hat. Was ist verrückt und was normal? Wer entscheidet das? Wie weit entscheiden darüber Machtverhältnisse?
In der Rolle des aufsässigen Mc Murphy, der den Alltag einer psychiatrischen Station gehörig durcheinanderwirbelt und seinem rebellischen Geist entsprechend die Hackordnung in Frage stellt, wirft Daniel Kapfinger die ruhig gestellten anderen Mitgliedern der „Therapeutischen Gemeinschaft“ aus den von der Stationsleitung vorgezeichneten Bahnen. Ein perfides System, das einerseits durch Medikamente, andererseits durch ein demütigendes, gegenseitiges Bespitzelungssystem von der Oberschwester Ratched (Sophia Etzelstorfer) am Laufen gehalten wird. Mc Murphy, der seine psychische Störung nur vortäuscht, um der Arbeit auf einer Gefängnisfarm zu entgehen, sieht den tyrannischen Charakter hinter ihrer wohltätigen Fassade und nimmt mit ihr den Kampf auf, den er nicht gewinnen kann.
Mit Mc Murphys Mut dringt die Außenwelt in die geschlossene Welt der Anstalt – Glücksspiel, Party und Sport erinnern die Patienten daran, dass es noch ein anderes Leben gibt. Mc Murphy wird ihr Held – doch reicht ihr eigener Mut aus, draußen zu bestehen? Führt der Weg in den Abgrund oder in die Freiheit? Mc Murphys Rebellion weckt ungeahnte Potentiale in anderen, etwa bei Häuptling Bromden (großartig dargestellt von Oliver Ruso). In der Therapeutischen Gemeinschaft bringen weiters Patrick und Othmar Haller, Gerhard Salchner, Jürgen Chmela-Heiss, Johannes Schlögl und Christian Zangerl ihre Ticks überzeugend auf die Bühne. Im Team der Stationsleitung agieren neben Sophia Etzelstorfer Wolfgang Niedermayer als Stationsarzt, Jaymin Aydin und Anna Etzelstorfer als Schwestern, Dominic Kainzner und Christian Widauer als Pfleger und Mike Zangerl als Hausmeister. In die Rolle der Prostituierten schlüpfen Carmen Bichler und Jenny Tausz.
Regisseur Mike Zangerl wünschte sich die Realisierung des Dramas seit Jahrzehnten. „Das Stück ist zeitlos“, so Zangerl. Die engagierte Theaterarbeit der Gaststubenbühne in den vergangenen 30 Jahren schuf nun mit entsprechend großem Schauspieler-Stab die Möglichkeit, eine derart große Inszenierung auch umzusetzen.